Ursprünglich tiefschwarze Musik, wurde der Funk im Zuge der Disco-Revolution zum universellen Tanzsound. Was einst mit Großmeister James Brown begann, wird bis heute durch Musiker wie Justin Timberlake an die nächsten Generationen weitergegeben. Auch 50 Jahre nach seiner Erfindung ist der quirlige Groove quicklebendig und zieht Menschen auf der ganzen Welt auf den Dancefloor – wie die 3CD „Funky Dance Grooves“ extralang beweist. Eine faszinierende Zeitreise mit Nile Rodgers als Pilot…
Text: Chris Hauke
Ob Kinderstars wie The Jackson Five, ursprünglich im Jazz beheimatete Musiker wie Herbie Hancock oder George Benson, Soulgrößen wie Marvin Gaye und Aretha Franklin oder smarte Abräumer wie Earth, Wind & Fire – im Zuge des Disco-Booms feierten viele afroamerikanische Musiker große Erfolge auch außerhalb ihrer ursprünglichen Hörerschaft und wurden weltweite Stars. Einer der wichtigsten und prägendsten Vertreter dieses Stils ist Nile Rodgers, der wie kaum ein anderer die damaligen Grenzen zwischen schwarzer und weißer Musik aufgelöst hat. Seine Songs und sein Gitarrenspiel auf den Megahits von Chic und Sister Sledge, von „Le Freak“ bis „We Are Family“, waren in der zweiten Hälfte der 70er Jahre in aller Ohren – und sind es dank Radio bis heute.
Produzent für Bowie und Madonna
Wie viele andere in dieser Dekade erfolgreiche Funk-Musiker auch, verdiente sich Nile seine ersten musikalischen Sporen bereits im Jahrzehnt davor. Als Session-Musiker in New York und Mitglied der Hausband im legendären Apollo Theater in Harlem trainierte der damals noch Minderjährige seine Fähigkeiten, die ihn im Laufe seiner Karriere zu zahlreichen Höhen führen sollten. Anders als viele Eintagsfliegen der Disco-Ära ging es mit ihm nach dem Abflauen des Booms in den 80ern nicht nach unten, als Produzent von David Bowies „Let’s Dance“ und Madonnas „Like A Virgin“ beeinflusste er auch in dieser Dekade den Musikgeschmack. Zuletzt im großen Stil kommerziell erfolgreich war Rodgers 2013 in Kombination mit Pharrell Williams auf Daft Punks „Get Lucky“ – einem Song, der jener goldenen Zeit des Disco-Funk mehr als offensichtlich Referenz erweist.
Überdurchschnittlich schwarz: The Avarage White Band
Wie die Franzosen von Daft Punk in den 2010er-Jahren wurden seit der Geburt des Stils vor rund 50 Jahren zahlreiche weiße Musiker vom Funk gepackt. Ob Produzentenlegende Alan Parsons (Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“) in den 70ern, George Michael mit und ohne Wham! sowie Level 42 in den 80ern oder Justin Timberlake als Superstar der Nuller-Jahre – sie alle adaptierten den einst schwarzen Funk und bereiteten ihn für ein tanzhungriges Massenpublikum auf. Das tat auch schon die Average White Band Mitte der 70er-Jahre. In einem Zeitalter vor dem Durchbruch der Musikvideos konnte man anhand der Musik allerdings kaum erahnen, dass es sich hier um einen Haufen von Schotten handelt – die Band klang so schwarz, dass man sie ohne weiteres Wissen auch in einer amerikanischen Metropole hätte verorten können. Glücklicherweise wollte sie ahnungslose Hörer nicht auf die falsche Fährte locken und gab sich ihren ebenso originellen wie deutlich untertriebenen Namen. Die Band war zwar weiß, aber ganz sicher nicht durchschnittlich. Im Gegenteil: Mit Songs wie „Pick Up The Pieces“ oder „Let’s Go Round Again“ schufen sie Klassiker des Funk.
Die 3CD „The Long Versions – Funky Dance Grooves“ vereint Hits des Funk, Disco und Soul. Neben Legenden sind auch neue Künstler zu hören, die diesen Stil adaptiert und für ihr Publikum aufbereitet haben. Klassiker wie „I Feel For You“, „Good Times“ oder „Sexual Healing“ neben aktuellen Chartbreakern wie „Rock Your Body“ oder dem Duett von Franklin & Michael „Knew You Were Waiting For Me“ gehen gehörig in die Schienbeine.
- › Erhältlich bei:
CD 1
1. Boney M.: Sunny – John Munich & Thorsten Skringer Extended Sax Mix
2. Justin Timberlake / Vanessa Marquez: Rock Your Body – Paul Oakenfold Mix
3. The Temptations: Treat Her Like A Lady – Club Mix
4. Luther Vandross: Never Too Much – Just Right Mix
5. Chic: Good Times
6. George Benson: Give Me The Night
7. Michael Wycoff: Looking Up To You
8. Herbie Hancock / Gavin Christopher: Stars In Your Eyes
9. The Average White Band: Let’s Go Round Again
10. George Michael / Wham!: A Ray Of Sunshine – Instrumental Remix
11. Cheryl Lynn: Shake It Up Tonight – Album Version
12. Odyssey: Going Back To My Roots – 12“ Version
CD 2
1. George Michael & Aretha Franklin: I Knew You Were Waiting (For Me) – Extended Remix
2. Heatwave / Keith Wilder: Boogie Nights – Single Version
3. Earth, Wind & Fire Feat. Ramsey Lewis: Sun Goddess
4. The O’Jays: Love Train – Extended Version
5. The Jacksons: Walk Right Now – 12“ John Luongo Disco Mix
6. Chaka Khan: I Feel For You
7. Sister Sledge: We Are Family – Album Version
8. The Main Ingredient Feat. Cuba Gooding: Evening Of Love
9. Evelyn „Champagne“ King: Love Come Down – 12“ Version (Remastered)
10. The Pointer Sisters: Automatic – Extended Version
11. Level 42: Hot Water – Master Mix
CD 3
1. Whitney Houston: For The Love Of You
2. Mtume / Tawatha Agee / Fred Jackson: Juicy Fruit
3. Marvin Gaye: Sexual Healing – 12“ Version
4. Damaris Carbaugh: What About My Love?
5. Rose Royce: Still In Love
6. Al Jarreau: Roof Garden – Album Version
7. Grant Gree: Future Feature
8. Luther Vandross: Searching – Album Version
9. The Alan Parsons Project: I Wouldn’t Want To Be Like You – Backing Track Rough Mix
10. Toni Braxton: Another Sad Love Song
11. The Isley Brothers: For The Love Of You, Pts. 1 & 2
12. Phyllis Hyman: Kiss You All Over – 12“ Version
13. Coldcut: People Hold On – 12“ Version
- › Erhältlich bei: